Foffteihn 210/365

Zeitreise-Foffteihn

Stell Dir bitte mal ein solches Verkehrsschild an einer Einfallstraße nach Eichstätt oder Flensburg vor.

Kommen beide Einwohnermäßig auf die gleiche Zahl wie Kecskemet (+/- 10.000)

Unsere Reisen in die Puszta umfassen rund 800 Kilometer nach Osten (fast waagerecht übrigens).

Sie tragen uns aber auch in eine Zeit, in der man die Langsamkeit oder, wie es so schön neumodisch heißt "Entschleunigung" nicht mühsam erarbeiten und dem hektischen Alltag abtrotzen muss.

Entschleunigung ist hier der Alltag. Pferdefuhrwerke gehören ebenso zum Straßenbild und zum Leben wie der Landwirt, der, mit einer Hacke bewaffnet, sein großes Paprikafeld unkrautfrei hält. Haben wir heute grad gesehen.

Wenn ich mir den Acker so angeschaut habe, dann wird er vermutlich zwei bis drei Tage mit dieser Arbeit zubringen, bis er fertig ist.

Das Burnout- und Herzinfarktrisiko bei der Bevölkerung hier in der Puszta dürfte un-fucking-fassbar niedrig sein.

Es färbt auf mich ab. Auf uns. Wir fahren unsere Adrenalinpegel runter.

Heute habe ich erstmals mit einem Pferd "Bodenarbeit" selbst gemacht.
Wollte meine Tochter so.

Sie wollte mich mal auslachen können …

Bin immer noch berührt von diesem Erlebnis. Was man einem Pferd so alles vermitteln kann, wenn man auf seine Signale achtet, wenn man sich seiner selbst bewußt wird (Körperhaltung, Atmung, Blickkontakt oder kein Blickkontakt ….) Unglaublich.

All das funktioniert nicht, wenn der Mensch in sich unruhig ist oder unsicher.

Kann nicht klappen, denn das Pferd wird das spüren.

Pferdefoffteihn?
Jau, geht.

Wenn man aber halt auch Robi an seiner Seite hat, der Tipps gibt und einen auf den Stand der Ohren hinweist, auf das Schmatzen und Schlucken des Pferdes … ("Pferd schmatzt … hat Speichel. Adrenalin: Nix speichel, Mund trocken. Schmatzen: Pferd kein Adrenalin. Pferd vertraut.")
Spachbarrieren bringen manchmal die Essenz der Dinge zum Vorschein.

Großartig.

Meine Tochter hat mit ihren knapp zwölf Jahren schon einige grundlegende Lektionen verinnerlicht. Sie glaubt derzeit noch, dass diese Lektionen direkt und ausschließlich mit Pferden zu tun haben.
Dass sie gerade in dieser Zeit und mit ihrer Begeisterung für Pferde einiges verinnerlicht, das für ihr ganzes Leben Gültigkeit behalten wird, ist ihr nicht bewusst. Und genau so ist es richtig.

Ich musste fast fünfzig Jahre alt werden um diese Erkenntnis in mein löchriges Hirn diffundieren zu lassen.

Irgendwie ist die Jugend doch schneller. 

Hier erkläre ich es Dir. 
Herzlich willkommen bei Foffteihn!