Vorfreude-Foffteihn
Es war ein anstrengender Tag, der aber tatsächlich am frühen Abend seine Wendung nahm, als mein nächster Schritt in Richtung "Entschleunigung" in der Packstation landete.
Mein Starterset für die analoge s/w-Entwicklung ist angekommen.
Entwicklungsdose,
Chemie,
Messbecher,
Thermometer ..
Alles da.
Selbst ein belichteter Film, mit dem ich das Einspulen des Films in die Spirale üben kann. Leider nur ein Kleinbildfilm. Mittelformat fänd ich zum Üben spannender, aber das muss dann so gehen.
Irgendwo habe ich vor längerer Zeit einen Spruch gelesen: "Das Leben ist wie Fotografie: Du brauchst das Negativ, um etwas daraus entwickeln zu können.".
Hmm, kann man so sehen, stimmt vielleicht sogar. Werde ich mal drüber foffteihnen, ob ich das so unterschreiben mag.
Um darüber zu foffteihnen werde ich eine meiner analogen Kameras greifen und mal einen ersten Testfilm mit Bildern bestücken.
Den kann ich dann gleich mal entwickeln.
Vorher wird aber noch ein wenig gelesen über Kippzyklen, Standentwicklung, die Wirkungen verschiedener Entwickler-Mischverhältnisse und vieles mehr.
Klingt interessant und vor allen Dingen klingt es höchst entschleunigt.
Kippen, aufdotzen, warten. Warten.
Kippen, aufdotzen, warten ..
Undsoweiter.
Hört sich an, als würde mir das gefallen.
Vorfreude ist wirklich was Schönes.
Einen belichteten Rollfilm habe ich noch im Kühlschrank liegen, es juckt mich schon in den Fingern, den gleich mal zu entwickeln.
Habe aber meiner Tochter versprochen, dass wir das gemeinsam machen.
Also warte ich noch.
Nicht heute abend.
Nachdem am vergangenen Samstag noch eine Kleinbildkamera hier einziehen durfte, habe ich jetzt wirklich alles abgedeckt, was ich mir wünsche.
Jetzt kann's losgehen.
Denke im Übrigen immer mehr darüber nach, meine letzte Zoom-Linse zu veräussern.
Irgendwie bringt mich Foffteihn, bringt mich die Beschäftigung mit den analogen Kameras immer mehr dazu, dass ich eigentlich nicht mehr zoomen möchte.
Die 50mm habe ich nach 139 Tagen Foffteihn wirklich gefressen.
Ich sehe mittlerweile schon den Bildausschnitt, der auf dem Chip landen wird, ohne durch den Sucher blicken zu müssen.
Ich weiß, welche Blende welche Hintergrundunschärfe erzeugt.
Das gefällt mir sehr.
Dieses Gefühl hat sich in all den Jahren mit 18-55, 18-135, 70-300 und was ich sonst noch so alles hatte, nie eingestellt.
Es dürfen ein paar schöne Festbrennweiten bleiben, vielleicht kommt irgendwann nochmal etwas anderes dazu.
Mein derzeitiger Glascontainer umfasst
zweimal 50mm
(einmal als Makro mit f/2.8, einmal der Joghurtbecher mit f/1.8),
einmal 55mm f/2.0 voll manuell,
einmal 50mm f/2.8 vollmanuell,
einmal 28mm f/2.8 vollmanuell.
Achja ..
Und das 8mm Fisheye hab ich ja auch noch. Lange nicht mehr verwendet.
18-135 habe ich lange nicht mehr auf der Kamera gehabt.
Das Kennenlernen der Charakteristik eines jeden dieser Objektive (lassen wir mal das Fisheye aus diesen Überlegungen raus) reizt mich derzeit viel mehr als das fette fünfzeilige Panorama, als die
perfekt abgelichtete Milchstraße oder ähnliches.
Das sind zwar auch spannende Projekte und wenn es wieder wärmer wird, dann werde ich auch wieder in der Nacht losziehen und dort Bilder machen.
Auch ein nächtlicher Ausflug in den Bayrischen Wald mit einem guten Freund, um vom Lusen aus die Milchstraße zu fotografieren ist bereits geplant, darauf freue ich mich sehr.
Mehr aber wegen der Gesellschaft eines wunderbaren Menschen als wegen der fertigen Bilder.
Irgendwie verändert sich gerade sehr viel in mir und um mich herum.
Bißchen "back to the roots",
bißchen "Handwerk lernen",
bißchen "innere Einkehr",
bißchen "mach's mit kleinen Mitteln gut".
OK, "mit kleinen Mitteln" … dieses Argument kriegt einen heftigen Schlag, wenn ich mir die Praktica anschaue, die ich am Samstag auf dem Flohmarkt gefunden habe.
Wenn bei dem Ding der Auslöser betätigt wird klingt das so, als würde das Haus einstürzen …
Mit dieser Kamera kann ich im Bedarfsfall auch ein Rhinozeros erschlagen.
Auch das kann Foffteihn sein:
Mal ein wenig drüber sinnieren, was ich "fotografisch" so in den letzten Jahren alles veranstaltet und erreicht habe.
Da waren einige Materialschlachten dabei, die objektiv betrachtet keinen Sinn ergeben, die mir aber Freude gemacht haben.
Am Freitag Nachmittag werde ich mit einem sehr freundlichen "virtuellen" Fotofreund gemeinsam analog fotografieren gehen.
Freue mich jedes Mal, wenn die virtuelle Welt der Internetbekanntschaften in einem persönlichen Treffen gipfelt.
Ich bin mir sicher, dass wir eine gute Zeit haben werden, denn wir hatten nun schon über eine längere Zeit recht intensiven Kontakt und ich bin mir ganz sicher, dass ich einen außergewöhnlich
sympathischen Menschen treffen werde!
Freu mich drauf!
Bis dahin muss ich aber noch einige Bilder machen, den sowohl in der Mittelformat- als auch in der Kleinbildkamera liegen derzeit Filme mit 400ASA und am Freitag soll's hell werden …
Tja, einfach mal die Empfindlichkeit runterschrauben geht analog nun mal nicht …
Noch so 'ne Einschränkung, die ich irgendwie extrem sympathisch finde!
Was hat es mit Foffteihn auf sich?
Hier erkläre ich es Dir.
Herzlich willkommen bei Foffteihn!
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Dirk (Mittwoch, 21 März 2018 16:18)
siehst, ich habe früher ein paar Jahre analog fotografiert , auch selber Schwarz / Weiß entwickelt , hatte aber nie so viel Spass an dem Thema wie heute . Mir ging schon die Pamperei auf den Geist und ehrlich hat ich mein rudimentär enwickeltes grünes Gewissen immer getreten wenn ich irgendwelche Lösungen entsorgt habe . Ich kann für mich den Weg Analog/Scan/PC nicht so ganz nachvollziehn ....wenn muss man dann schon das volle Programm machen .... (halt auch Berg hoch und runter laufen) sonst kann ich gleich da bleiben wo ich bin. Was mir gut gefällt ist dein Gedanke eines Fototrips wegen der Gesellschaft wichtig ist. Ich kann auch verstehen das man die Lust auf stundenlange PC Arbeit und nachfolgende Competition ein wenig verliert . (nachdem du in der Branche bist ist es sicher noch krasser wie bei mir)Es ist sehr interessant dich bei Deiner Reise zu beobachten. Ich wollte dir nur meinen Standpunkt erklären und erzählen warum ich bei Digital bleiben werde. Obwohl ich schon mal mit einer F4, oder einer Hasselblad geliebäugelt habe sind Platz/Zeit und der oben erwähnte Punkt Gründe das ich bei digital bleiben werde ...
Dimo (Mittwoch, 21 März 2018 16:33)
Verstehe ich gut, Dirk! Gerade der Medienbruch vom analogen Film zu scannen um's dann doch wieder digital zu haben, fühlt sich halbherzig an.
Deswegen bin ich gerade mit einem guten Freund dabei, eine Dunkelkammer in seinem Keller zu planen. Meine Wohnung gibt das leider überhaupt nicht her, auch das Bad lässt sich nicht so umbauen, dass ich dort ausbelichten könnte. Daher bleibt mir derzeit nur der erste Schritt, die Filme zu entwickeln und dann zu scannen.
Phase 2 wird sicherlich noch bis Ende des Jahres brauchen, weil mein Freund gerade erst umgezogen ist und andere Arbeiten zunächst wichtiger sind. Aber es wird kommen ;-)
Dirk (Samstag, 24 März 2018 19:56)
Ich bin gespannt was raus kommt...